Was ist eine Depression?
Nichts macht mehr Spaß, Sie fühlen eine bleierne Erschöpfung? Dennoch halten negative Gedanken und tiefe Selbstzweifel Sie nachts vom Schlafen ab?
Liegen diese oder ähnliche Krankheitsanzeichen seit mindestens zwei Wochen vor und gehen mit einem erheblichen Leidensdruck einher, kann eine Depression dahinter stecken. Weltweit sind über 300 Millionen Menschen betroffen.
„Eine Depression kann jeden treffen.“
Stimmungsschwankung oder Depression?
Eine Depression unterscheidet sich maßgeblich von gewöhnlichen Stimmungsschwankungen und kurzfristigen emotionalen Reaktionen auf alltägliche Probleme, die fast alle Menschen phasenweise kennen. Häufig wird dennoch der Begriff Depression fälschlicherweise verwendet, um alltägliche Schwankungen im Gemütszustand zu beschreiben.
Aus medizinischer Sicht ist eine Depression aber eine schwerwiegende Erkrankung, die nicht nur das Gehirn oder die Psyche, sondern den gesamten Körper, das Ess- und Schlafverhalten, Gefühle gegenüber anderen oder sich selbst und die Gedanken beeinflusst. Menschen, die an einer Depression leiden, können sich selten allein von ihrer gedrückten Stimmung, Antriebslosigkeit und ihren negativen Gedanken befreien. Wenn sich eine bestimmte Anzahl an Krankheitszeichen (Symptome) über mindestens zwei Wochen zeigt, kann die Diagnose Depression von einer Fachperson gestellt werden.
Eine Depression kann jeden treffen: Männer und Frauen jeden Hintergrunds, aller Berufsgruppen und jeder Lebensphase können erkranken. Selbst Menschen, die augenscheinlich ein sorgenfreies und glückliches Leben führen, können von der Erkrankung Depression betroffen sein.
Die Depression entsteht durch eine komplexe Interaktion von sozialen, psychologischen und biologischen Faktoren. Sie kann langwierig und beeinträchtigend sein und einen Einfluss auf das tägliche Leben, die Arbeitsleistung und die sozialen Beziehungen eines Menschen haben. In solchen Fällen ist es sehr wahrscheinlich, dass Betroffene professionelle Hilfe benötigen. Dafür ist es wichtig, dass eine genaue und differenzierte medizinische Diagnose gestellt wird und eine antidepressive Behandlung eingeleitet wird. Die gute Nachricht ist: Es gibt heutzutage gute und effektive Möglichkeiten der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung.
Wenn Sie glauben, an einer Depression erkrankt zu sein, suchen Sie sich Hilfe.
Gut zu wissen
Wie häufig sind Depressionen?
Allein in Deutschland erkranken jährlich 5,3 Millionen Erwachsene zwischen 18 und 79 Jahren an einer Depression. Diese Zahl erhöht sich noch einmal um Kinder und Jugendliche sowie Menschen über 79 Jahre, die in dieser Studie nicht erfasst sind, aber ebenfalls an Depression erkranken können1.
Studien zeigen, dass jeder 5. bis 6. Erwachsene im Laufe seines Lebens mindestens einmal von einer Depression betroffen ist.2
Frauen erhalten doppelt so häufig wie Männer die Diagnose Depression.
1 Jacobi et al., 2016
2 z.B. Jacobi et al., 2004
Was sind Anzeichen einer Depression?
Eine Depression ist gekennzeichnet durch eine anhaltend gedrückte Stimmung und/oder ein vermindertes Interesse, die fast jeden Tag während eines Zeitraums von mindestens zwei Wochen auftreten. Eine Reihe an Krankheitszeichen (Symptomen) können sich im Rahmen der Depression zeigen:
- Gefühl von Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Angst oder Leere (= Gefühl der Gefühllosigkeit);
- Verlust von Freude, z.B. an Aktivitäten die früher Freude bereitet haben;
- Erhöhte Erschöpfung, Gefühl von Antriebslosigkeit;
- Psychomotorische Unruhe und Gefühl der Rastlosigkeit;
- Appetits- und Gewichtsverlust oder Überessen (mit Gewichtszunahme);
- Schlafstörungen und Schlaflosigkeit, früh-morgendliches Erwachen oder Verschlafen;
- Verlust der emotionalen Wahrnehmung und des Ausdrucks, sich "wie versteinert" fühlen;
- Gefühle von Hoffnungslosigkeit und Pessimismus;
- Unangemessenes Schuldempfinden und/ oder Gefühl der eigenen Wertlosigkeit;
- Sozialer Rückzug, ein Gefühl von Überforderung im Kontakt mit anderen "alles zu viel";
- Konzentrationsschwierigkeiten, Schwierigkeiten sich zu erinnern oder Entscheidungen zu treffen;
- Andauernde körperliche Probleme wie Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen oder chronische Schmerzen, die auf keine Behandlung ansprechen;
- Gedanken an Tod, Suizid, Suizidversuche oder selbstverletzendes Verhalten.
Depression gehen zudem oft mit anderen psychischen Erkrankungen, wie z.B. Angststörungen einher und können zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen im Alltag, in sozialen Beziehungen oder auf der Arbeit führen.
Erkennen Sie einige der genannten Symptome bei sich wieder? Hier geht's zum Selbsttest Depression.
Wie finde ich heraus, ob ich eine Depression habe?
Jeder Mensch kennt Phasen im Leben, in denen es nichts gibt, worauf man sich freuen kann, alles grau erscheint und man „deprimiert“ ist. So können das Wetter, Probleme auf der Arbeit oder eine private Enttäuschung als deprimierend erlebt werden.
Eine Depression im medizinischen Sinne ist jedoch etwas anderes als eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit und Unlust. Wenn Sie seit mehr als zwei Wochen Krankheitszeichen wie Freudlosigkeit, Niedergeschlagenheit, Kraftlosigkeit oder negative Gedanken bei sich wahrnehmen, kann eine Depression der Grund dafür sein. Ein Gespräch mit nahestehenden Menschen kann Aufschluss geben: Haben Andere Veränderungen an Ihnen wahrgenommen? Auch ein Selbsttest kann eine erste Hilfestellung sein. Hier geht's zum Selbsttest.
Bitte beachten Sie, dass die Ergebnisse lediglich erste Hinweise für das Vorliegen einer Depression liefern können - sie stellen keine medizinische Diagnose dar! Für eine gesicherte Diagnosestellung bedarf es den Gang zum Hausarzt / Hausärztin, zu einem Facharzt/ -ärztin für Psychiatrie/Psychotherapie/Nervenheilkunde oder zu einem Psychotherapeuten/ einer Psychotherapeutin. Dies ist unerlässlich für die Einleitung einer fachgerechten Behandlung der Depression.
Wie und wann wird die Diagnose Depression gestellt?
Zur Diagnosestellung teilen Spezialisten die Krankheitszeichen der Depression in sogenannte Haupt- und Zusatzsymptome ein.
Als Hauptsymptome gelten:
- Verlust von Freude oder Interesse
Zusatzsymptome sind:
- Antriebsmangel oder erhöhte Ermüdbarkeit
- Psychomotorische Agitiertheit oder Hemmung
- Hoffnungslosigkeit
- Schuldgefühle und vermindertes Selbstwertgefühl
- Schlafstörungen
- Suizidgedanken / Suizidhandlungen
- Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
- Appetitstörungen.
Wenn mindestens 5 Symptome - darunter mindestens ein Hauptsymptom - fast jeden Tag über einen Zeitraum von zwei Wochen oder länger vorliegen, kann die Diagnose Depression von einem Arzt/einer Ärztin oder einem Psychotherapeuten/einer Psychotherapeutin gestellt werden (Leitlinie: Internationales statistisches Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme ICD-11).
In Abhängigkeit von der Anzahl der Symptome sowie deren Intensität und den damit verbundenen Einschränkungen wird zwischen leichter, mittelgradiger und schwerer Depression unterschieden. Die Depression kann also unterschiedlich stark ausgeprägt sein und nicht immer sind alle Symptome vorhanden.
Eine Depression kann zudem verschiedene Verlaufsformen haben. Häufige Formen sind die unipolare Depression, die bipolare Depression und die Dysthymie. Weitere Informationen zu Verlaufsformen
Wie entsteht eine Depression?
Die Ursachen einer Depression sind komplex, den EINEN Grund für die Erkrankung gibt es nicht, sondern meist spielen mehrere Faktoren eine Rolle.
Zentral ist dabei das Wechselspiel von Veranlagung (= erhöhte Anfälligkeit) und aktuellen Auslösern. Es gibt also einerseits Faktoren, die zu einer Veranlagung für eine Depression führen, das heißt das Risiko an einer Depression zu erkranken, ist erhöht (z.B. traumatische Erlebnisse in der Kindheit, genetische Faktoren). Weiterhin gibt es aktuelle Auslöser, die bei Menschen mit dieser Veranlagung das Auftreten einer Depression bewirken können (wie z.B. Verlusterlebnisse, chronische Überlastung, Veränderungen in den Hormonen).
Es ist häufig die Frage, ob Depression eine körperliche oder seelische Erkrankung ist. In Wirklichkeit hat die Depression sowohl körperliche (=neurobiologische) als auch seelische Komponenten. Wie bei einer Medaille gibt es zwei Seiten, die bei jedem Menschen mit Depression betrachtet werden können: die psychosoziale Seite und die körperliche/neurobiologische Seite. Die beiden Bereiche sind nicht voneinander getrennt, sondern ergänzen sich gegenseitig. Das heißt, dass eine Depression nicht entweder körperliche oder psychosoziale Ursachen hat, sondern vielmehr immer auf beiden Seiten nach Ursachen und Auslösern gesucht und behandelt werden kann.
Weitere Informationen zu den Ursachen und Auslöser
Suizidalität
Suizidgedanken und -impulse (Suizid = lat. Selbsttötung) sind ein sehr häufiges Symptom bei Depression. Sie machen Depression oft zu einer lebensbedrohlichen Erkrankung. 90 % der etwa 10.000 jährlichen Suizide sind auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, ein Großteil davon auf eine Depression.
Wenn suizidale Gedanken entstehen, sollte die betroffene Person und/oder die Angehörigen diese unbedingt mit den zuständigen Behandlern besprechen und sich professionelle Hilfe organisieren. Wird die Depression behandelt, klingen auch die Suizidgedanken meist rasch wieder ab.
Notfall?
Wenn Sie sich in einer akuten Krise befinden, wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Arzt/Ärztin oder Psychotherapeuten/Psychotherapeutin, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notruf unter 112.
Sie erreichen die Telefonseelsorge rund um die Uhr und kostenfrei unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.
Außerdem können Sie nach Krisendiensten oder Klinikadressen in Ihrer Nähe suchen.